Mode & Klima? Interview mit Pia Haase von Fridays for Future

Lesedauer: 4 Minuten

Die COVID-19 Pandemie verändert Demos und Protest – doch Fridays for Future gibt es immer noch. Der nächste globale Klimastreik findet diese Woche statt – am Freitag, den 19.03.2021! Junge Menschen kritisieren weiterhin lautstark und mit viel Engagement die derzeitige Klimapolitik. Mittlerweile diskutieren sie verstärkt direkt mit Politiker:innen über ihre Forderungen. Unter ihnen ist auch Pia Haase, mit der wir vor Corona ein Interview geführt haben. Sie ist 19 Jahre alt, studiert Modedesign und engagiert sich bei Fridays for Future Berlin. Wir wollten von ihr wissen: Was hat Mode mit Klima und Klimawandel zu tun?

Hallo Pia! Was machst Du bei Fridays for Future?

„Hallo! Ich war Bezirksdeligierte von Friedrichshain-Kreuzberg, mittlerweile bin ich Pressesprecherin, das heißt ich gebe Interviews oder nehme an öffentlichen Diskussion und Gesprächen teil. Außerdem bin ich in der Forderungs-AG, in der ich in den letzten Monaten mit anderen Aktivist:innen lokale Forderungen an den Berliner Senat entwickelt haben.“ 

Wie bist Du zu Fridays for Future gekommen?

„Ich war bei einer Demo und habe Organisatoren gefragt, wo ich mithelfen kann. Früher war niemand in meinem Umfeld politisch, aber plötzlich war FFF überall. Auf einmal sind alle zu den Demos gegangen; man kam nicht mehr am Thema vorbei. Man konnte gar nicht nicht hingehen!“

Warum wolltest Du mitmachen?

„Für mich hat es einfach etwas mit Verantwortungsbewusstsein zu tun. Ich merke einfach, dass wir alle Teil des Problems sind und den Planeten ausbeuten. Doch ich habe das Privileg, dass ich Zeit habe und in einem Land lebe, in dem ich relativ gefahrenfrei auf der Straße demonstrieren kann. Ich habe das Gefühl, es ist meine Pflicht. Es wäre unglaublich unfair, wenn wir alle Ressourcen verbrauchen und für die kommenden Generationen nichts mehr übrig lassen.“

LOVECO ist ja ein Unternehmen, dem das Klima am Herzen liegt. Wie findest Du es, wenn Unternehmen Klimathemen aufgreifen?

„Es ist natürlich immer die Frage, wer was aufgreift und wie ehrlich. Wenn etwas offensichtliches Greenwashing ist, dann finden wir bei FFF das natürlich nicht gut. Doch generell wollen wir natürlich Unternehmen dazu bringen, sich nachhaltiger aufzustellen und unter besseren Bedingungen zu produzieren.“

Was wünscht Du Dir von Unternehmen?

Jedes Unternehmen muss so nachhaltig und verantwortungsbewusst handeln, wie es möglich ist. Dazu gehört auch, so transparent wie möglich zu sein. Nachhaltig ausgerichtete Unternehmen haben natürlich grundsätzlich schon einmal einen klimafreundlicheren Ansatz, aber es werden ihnen auch oft Steine in den Weg gelegt, weil sie wirtschaftlich benachteiligt sind.“ 

Pia Haase beschäftigt sich mit Mode und Klimawandel
Pia Haase von Fridays for Future

Und über das Geschäftsmodell hinaus?

„Jeder Akteur, der das Thema in die Öffentlichkeit bringt, hilft uns. Gemeinsam kann man Druck ausüben. Es gibt viele Möglichkeiten: Seine Reichweite und Plattform nutzen, um über die Klimakrise aufzuklären und FFF mit Social Media Posts unterstützen.

Unternehmen können uns immer auf zwei Arten unterstützen: Entweder sie handeln gemäß unserer Forderungen und stellen zum Beispiel klimaneutral her oder sie unterstützen unsere Aktionen, indem sie selbst auf Demonstrationen gehen oder ihre Kund:innen und Follower dazu auffordern.“

Bei LOVECO geht’s ja vor allem um Mode. Ist das bei Fridays for Future auch Thema?

„Natürlich jetzt nicht primär, aber bei unseren Aktionen wurde Mode auch bereits mitgedacht. So haben wir zum Beispiel auch schon mal Kleidertausch-Events organisiert. Wir wissen, dass Mode durch die Produktion großen Einfluss auf das Klima und den Klimawandel hat. Außerdem wissen wir, dass junge Leute modeaffin sind und man sie so vielleicht auch dazu bekommen kann, über Klimathemen nachzudenken.“

Warum glaubst Du, dass Mode ein Tool sein kann, um mehr junge Menschen für den Klimawandel zu sensibilieren?

„Ich denke, dass vielen Mode und Style wichtig ist, doch oftmals eben noch nicht die nachhaltige Herstellung. Natürlich ist es auch schwierig, Menschen so unsere Forderungen näher zu bringen, weil die Verbindung von Mode und Klimawandel eben nicht ganz direkt und offensichtlich ist, aber es bietet auf jeden Fall Möglichkeiten.

In meinem Modestudium habe ich jedenfalls auch angefangen darüber nachzudenken, dass Mode eben nicht nur oberflächliche High Fashion ist, sondern auch Kleidung, die jeder tagtäglich trägt.“

Der CEO von H&M hat in einem Interview gesagt, Konsumverzicht habe fatale Folgen für die Modebranche und viele Schwellenländer, in denen Kleidung hergestellt wird. Was sagst Du dazu?

„Natürlich ist ganz klar das Gegenteil der Fall: Die Abnahme der Produktion und die Tatsache, dass Kleidung bewusster und länger getragen wird, bedeutet, dass mehr Zeit bleibt, um sichere Arbeitsbedingungen und Arbeitsschutz zu schaffen. Es gäbe weniger Zeitdruck und die Preise könnten nicht mehr so stark gedrückt werden.

Menschen und Klimawandel hängen ja unmittelbar miteinander zusammen: Man kann ja nicht sagen, was besser für’s Klima ist, ist schlechter für die Menschen in den Schwellenländern. Genau die Menschen dort haben doch schon viel stärker mit verseuchtem Grundwasser zu kämpfen und leben in Regionen, in denen der Klimawandel schon ganze Landstriche verändert hat. Sie leiden doch bereits jetzt schon stärker unter dem Klimawandel als wir. Solche Aussagen zeigen meiner Meinung nach auch, dass H&M es mit seinen Conscious Collections nicht ernst meint und soziale Aspekte dabei auch ausgeschlossen werden.“

Was könnten H&M, Primark und andere konventionelle Modefirmen besser machen?

Sie sind große Akteure in der Branche und haben deshalb auch sehr großen Impact, wenn sie etwas ändern würden: Nicht nur in Bezug auf den Klimawandel, sondern auch dadurch, dass andere ihnen nacheifern würden.“

Danke für das Gespräch, liebe Pia! Mehr zu den Aktionen von Fridays for Future gibt’s hier.

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