Was Du über Baumwolle und Wasser wissen solltest

Lesedauer: 10 Minuten

Es gibt immer wieder Kund:innen, die uns erklären, dass sie keine Kleidung aus Baumwolle mehr kaufen möchten. Sie glauben, dass der Anbau von Baumwolle Unmengen an Wasser verbraucht – egal, ob aus kontrolliert biologischen Anbau oder konventionell. Doch ist es wirklich so einfach, den Wasserverbrauch einer Textilfaser nachzuweisen und zu vergleichen?

Daten, Studien & Vergleiche

Wir sind kein Forschungsinstitut, das eine tiefgründige Vergleichsanalyse verschiedener Textilfasern geben kann. Wir können Dir aber einige Fakten zum Thema Studien und Wasser erklären. Dafür haben wir mit Lavinia Muth, CR Managerin bei ARMEDANGELS gesprochen.

Die 3 wichtigsten Fakten zu Baumwolle und Biobaumwolle

  1. Der Anbau von Baumwolle benötigt Wasser. Wird sie in Ländern angebaut, in denen sie auch natürlich wachsen würde, wird Regenwasser aufgewendet. Weitere Voraussetzung ist heller, warmer Sonnenschein in Abwechslung, hohe Lufttemperatur und große Bodenwärme.
  2. Bei Biobaumwolle, zum Beispiel in Indien, wird auf eine Fruchtfolge, Gründüngungspflanzen und Kompost geachtet; es werden immer wieder unterschiedliche Pflanzen im Wechsel angebaut. Dadurch entwickelt der Boden mehr organische Substanz und kann mehr Wasser speichern.
  3. Biobaumwolle kommt ohne künstliche, schädliche Pestizide aus. Konventionelle Baumwolle wächst mit sehr vielen auf. Sie müssen mit Wasser verdünnt auf die Pflanzen aufgetragen werden: Hier wird also wieder Wasser verbraucht, das bei Biobaumwolle entfällt.

Äpfel mit Birnen: Verschiedene Anbauländer

Jetzt wollen wir uns ansehen, was bei Studien zu konventioneller Baumwolle, Biobaumwolle und Wasser problematisch sein kann.

Wenn man sich Vergleiche anschaut, fällt auf, dass bei der Betrachtung von Baumwolle oftmals verschiedene Anbauländer einbezogen werden. In Indien gibt es Monsunregen; in USA verhält sich der jährliche Regenfall ganz anders. Auch das Saatgut ist nicht das gleiche. Lavinia von ARMEDANGELS erklärt uns, dass hier ganz unterschiedliche Umstände miteinander verglichen werden.

Auch können sich Parameter wie Regen und Boden schnell verändern: Lavinia berichtet von Erzählungen einiger Partnerlandwirte, dass der Monsun in Indien durch den Klimawandel längst nicht mehr so berechenbar ist wie früher. „Solche Veränderungen sind natürlich schlecht für die Planung der Ernte – und der Bewässerung“, sagt sie.

Infos von ARMEDANGELS im Store von LOVECO
ARMEDANGELS bezieht sich auf eine Studie der Organisation Textile Exchange

Im Gespräch erzählt uns Lavinia, was für Probleme entstehen können, wenn Landwirte die Bewässerung verbessern möchten. Bei der Gründung ihrer eigenen Biobaumwollkooperative stieß ARMEDANGELS hier an Grenzen: „Wir wollten alle Partner dabei unterstützen, besonders nachhaltige Tröpfchenbewässerung aufzubauen. Allerdings haben gar nicht alle 400 Landwirte eine eigene Wasserquelle. Einige haben einen Brunnen auf dem Feld, einige eine Quelle in der Nähe und andere lassen sich Wasser liefern. Auch die Böden sind unterschiedlich beschaffen.“

Es ist also sehr schwer, ganz unterschiedliche landwirtschaftliche Betriebe miteinander zu vergleichen – oder bestehende Verhältnisse zu verbessern.

Wasser & Boden: Es geht nur zusammen

Wenn man sich den Wasserverbrauch von Baumwolle anschaut, sollte man sich auch den Boden anschauen. Am sinnvollsten ist es, wenn betrachtet wird, wie viel Wasser für die Bewässerung benötigt wird, aber auch, wie der Anbau das Grundwasser im Boden beeinflusst.

Beim Anbau von konventioneller Baumwolle sind z.B. synthetische und giftige Pestizide im Einsatz. Sie sind oft schon im gentechnisch veränderten Saatgut mitenthalten. Diese chemischen Schädlingsbekämpfer zerstören den Boden und das Grundwasser. Bei Biobaumwolle kann dies nicht passieren. Lavinia von ARMEDANGELS findet es äußerst wichtig, dass dieser Bereich auch angeschaut wird, wenn es um den Einfluss von Baumwolle auf Wasser geht.

Und danach? Wasserver- und -gebrauch

Lavinia greift auch auf, dass es eine wichtige Unterscheidung zwischen Wasserverbrauch und Wassergebrauch gibt.

  • Wasserverbrauch: Die Menge Wasser, die zum Anbau genutzt wird.
  • Wassergebrauch: Die Menge Wasser, die zum Anbau genutzt wird + die Menge Wasser (z.B. Grundwasser), die durch den Anbau verunreinigt wird.

Mehr zum Material Biobaumwolle in unserem Ratgeber.

Als letztes weist Lavinia uns noch darauf hin: „Man sollte sich immer den/die Auftraggeber:in von Studien anschauen. Wer hat die Studie zum Wasserverbrauch veröffentlicht? Kann es sein, dass bestimmte Interessen dahinterstecken?“

Es können viele Faktoren einbezogen oder ausgeschlossen werden, wenn über Baumwolle und Wasser gesprochen wird. Das zeigt, wie kompliziert die Bewertung eines Kleidungsstücks aus einem Material ist. Es gibt leider keine perfekte Lösung. Wir benötigen dringend unabhängige und detaillierte Analysen, um noch bessere Aussagen über Kleidung treffen zu können.

Außerdem sind auch andere Materialien nicht unbedenklich. TENCEL™ muss z.B. erst aufwendig hergestellt werden; Baumwolle kann nach dem Anbau direkt verarbeitet werden. Bist Du an Infos zu anderen Fasern interessiert? Dann schau Dir mal diesen Blogpost an.

Warum wir Kleidung aus Biobaumwolle verkaufen

Wir haben uns bewusst dafür entschieden, Produkte aus Biobaumwolle in unser Sortiment aufzunehmen. Das sind unsere wichtigsten Gründe:

  • Die Umstellung vom Anbau konventioneller Baumwolle auf Biobaumwolle wirkt sich langfristig positiv auf die Umwelt und Sozialstrukturen ganzer regionaler Gemeinschaften aus.
  • Als Textilfaser ist Biobaumwolle hautfreundlich beim Tragen.
  • Kleidung aus Biobaumwolle lässt sich leicht reinigen.
  • Die Faser macht Kleidungsstücke langlebig und robust.

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Du siehst: Mit Biobaumwolle kannst Du viel positiven Impact auf die Umwelt und Menschen bewirken. Daher ist es für uns eine der wichtigsten Fasern für eine nachhaltige Textilproduktion.

Wie stehst Du zu Biobaumwolle? Ist sie Dein Lieblingsmaterial oder nicht? Lass es uns in den Kommentaren wissen!

Quellen:

Utopia: 10 Fakten: Was du über (Bio-)Baumwolle wissen solltest
Soil Association: What is Organic Cotton?

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