„Wir wollen Nachhaltigkeit im Mobilfunk stark machen!“

Interview mit Alma Spribille, Gründerin und Geschäftsführerin von WEtell

Lesedauer: 5 Minuten.

In unserer Reihe Good People stellen wir Dir immer wieder spannende Persönlichkeiten und Unternehmen vor, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen. Hier geht es nun um nachhaltigen Mobilfunk – das Herzensprojekt von Alma und WEtell.

Hi Alma, stell Dich doch bitte kurz vor.

Ich bin Alma Spribille und als Teil der Geschäftsführung bei WEtell für Finanzen, Personal und Klimaschutz verantwortlich und setze bei all diesen Themen voll auf Nachhaltigkeit und Fairness. Zusätzlich bin ich seit November 2021 neue Vorständin im Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. und berate Robert Habeck in meiner Rolle als ehrenamtliche Mittelstandsbeirätin des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).

Innerhalb von WEtell engagiere ich mich dafür, dass sich alle Mitarbeitenden wohlfühlen und ein gemeinsames Arbeiten auf Augenhöhe möglich ist. Bei der Umsetzung der Klimaschutzversprechen von WEtell arbeite ich an vorderster Front mit Partner- und Zuliefererunternehmen zusammen, um den hohen Nachhaltigkeitsansprüchen gerecht zu werden. Meine umfassenden Erfahrungen in den Bereichen Finanzen und Personal bringe ich aus meiner Zeit am Fraunhofer Institut für Solare Energiesystem in Freiburg mit, wo ich zuletzt als Gruppenleiterin für die Umsetzung von weltweiten Solarforschungs-Projekten verantwortlich war. Meine Leidenschaft für das Vorantreiben von Nachhaltigkeit begann bereits in meinem Studium des Energie- und Umweltmanagement in Flensburg und zieht sich seitdem wie ein roter Faden durch mein Leben.

Foto: WETell

Welche Vision verfolgt Ihr mit WEtell?

Mit WEtell verfolgen wir die Vision, aus Mobilfunk eine rundum nachhaltige Dienstleistung machen.

Wir, das sind die Gründer:innen Andreas Schmucker, Nico Tucher und ich, kommen aus dem Wissenschaftsumfeld im Bereich erneuerbare Energien. Das hat erst einmal gar nichts mit Mobilfunk zu tun. Uns verbindet aber schon immer das Bedürfnis uns mit allem, was wir haben, gegen den Klimawandel zu stellen und uns für einen sozio-ökologischen Wandel einzusetzen.

2018 kam dann die Idee, dass es genau dafür ein nachhaltiges Mobilfunkangebot braucht. Es gab in den meisten anderen Dienstleistungsbereichen bereits nachhaltige Alternativen: Ökostrom, nachhaltige Banken, grüne E-Mail Dienstleister etc. Aber im Mobilfunk war man gezwungen, das konventionelle Angebot zu konsumieren, das die Branche hergab. Außerdem ist Mobilfunk ein super Bereich, um zu zeigen, dass moderne und digitale Dienstleistungen durchaus enkeltauglich umzusetzen sind, ohne dass dabei Qualität, erfolgsorientiertes Wirtschaften und vor allem der Spaß auf der Strecke bleiben. Alle Menschen nutzen Mobilfunk.

2020 ging WEtell dann mit konsequent nachhaltigen Mobilfunktarifen an den Markt und mittlerweile telefonieren und surfen mehr als 10.000 Menschen über ihre WEtell SIM Karte klimaneutral. Mit den nachhaltigen Mobilfunktarifen erreichen wir also eine Vielzahl von Menschen in ganz konkreter Weise und haben damit einen größeren Hebel in der Hand als in unserer Forschungsarbeit zuvor. Darum geht es uns. Wir wollen Nachhaltigkeit erlebbar und stark machen. Das ist uns bis jetzt schon richtig gut gelungen.

Warum habt Ihr Euch gerade dem Bereich Mobilfunk angenommen?

Im Bereich digitale Dienstleistungen gibt es noch etwas Nachholbedarf bei der Nachhaltigkeit: Während Bio-Lebensmittel schon weit verbreitet sind und viele Leute über den CO2-Fußabdruck ihrer Mobilität nachdenken, ist das bei digitalen Dienstleistungen leider noch viel zu wenig der Fall.

Aber es wird besser, so gibt es für viele digitale Dienstleistungen bereits wirklich nachhaltige Alternativen, angefangen vom Banking, über Cloud-Services, Website-Hosting, Mailprovider und natürlich auch Mobilfunk.

Warum hat der Bereich so einen großen nachhaltigen Impact?

Die Corona-Krise hat gezeigt, dass der Bedarf an digitalen Dienstleistungen, wie Streaming, Kommunikation, Cloud-Services und so weiter, in kurzer Zeit rapide anwachsen kann. Jedes Bit, welches übertragen wird, jede Suchanfrage, jeder Anruf verbraucht Strom und verursacht Emissionen.

In Summe kann da schon ganz schön was zusammenkommen. Es gibt gut 150 Millionen aktive SIM-Karten in Deutschland. Im Durchschnitt bewegt jede SIM-Karte ca. 4,3 GB an Daten jeden Monat. Mobilfunk ist für uns alle eine zentrale Dienstleistung, die zu einer modernen Grundversorgung dazugehört. Da liegt es nahe diese klimaneutral zu gestalten. Mobilfunk verursacht jährlich ca. 2,4 Millionen Tonnen CO2, in Deutschland alleine. Das ist so viel wie der innerdeutsche Flugverkehr.

Der Bedarf an mehr Daten in kürzerer Zeit wird weiter steigen. Da bringt es uns herzlich wenig, wenn die Netzbetreiber 2040 klimaneutral werden wollen.

Was läuft schief im Bereich des konventionellen Mobilfunks?

Nun, da gibt es einiges, ehrlich gesagt. Wir haben gerade schon über die Emissionen gesprochen und wie die Netzbetreiber damit umgehen. Die Bereiche Daten- und Verbraucherschutz kommen unserer Meinung nach ebenfalls deutlich zu kurz. Daten der Kund:innen werden ausgewertet und monetarisiert, je nach Anbieter kriegt man auch mal Werbeanrufe. Neue Verträge starten meistens mit 24 Monaten Laufzeit. Hat man mal ein Problem, hängt man in nervigen Warteschleifen fest und wartet auf den nächsten freien Mitarbeitenden.

Bei WEtell ist der Mobilfunk der gleiche wie bei Vodafone. Der Rest ist dann das, was den Unterschied macht: Wir setzen mit unserem Unternehmen und unserem Produkt voll auf Klimaschutz, Datenschutz, Fairness und Transparenz. Diese Werte haben bisher in der Branche – wenn überhaupt – dann nur eine nebensächliche Rolle gespielt. Wir drehen das Ganze um und setzen das Streben nach Nachhaltigkeit an oberste Stelle.

Foto: WETell

Konkret bedeutet das, dass wir bereits jetzt ein vollständig klimaneutrales Unternehmen sind. Wir schützen Kund:innen-Daten indem wir diese niemals monetarisieren und weder zu Analyse- noch zu Werbezwecken nutzen oder weitergeben. Und wir setzen auf Kund:innen-Bindung durch Überzeugung statt durch Vertragslaufzeitknebel. Bei WEtell gibt es nur monatlich kündbare Tarife, einen wunderbaren Service von Mensch zu Mensch ohne nervige Hotlines und seit neustem mit unserer FAIRstärker-Option den ersten Solitarif der Branche. Obendrein sind wir Gemeinwohlökonomie-bilanziert und als Purpose-Unternehmen im Verantwortungseigentum.

Was tut Ihr bei WEtell intern für Nachhaltigkeit? Wie arbeitet Ihr?

WEtell sitzt im Kreativpark Lokhalle in Freiburg, der vom Grünhof betrieben wird. Der Strom kommt hier von den Elektrizitätswerken Schönau (EWS), die Wärme ist Fernwärme. Für achtzehn Leute benötigen wir aktuell „nur“ einen großen Container mit ca. 55m2. Das erreichen wir durch attraktive Homeoffice- und Teilzeitregelungen und das Teilen von Arbeitsplätzen. Besprechungsräume, Küche, etc. teilen wir uns im Co-Working mit vielen Anderen, so dass kein zusätzlicher Raum dauerhaft von uns in Anspruch genommen wird.

Wir nutzen wiederaufbereitete Laptops, bestellen Büromaterial soweit möglich bei Memo und fahren natürlich mit dem Zug auf Dienstreisen. Unser Server und die Homepage werden mit Ökostrom betrieben und unsere Möbel sind entweder upcycled oder neu und FSC zertifiziert.

Unsere Mitarbeitenden kommen entweder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad in die Arbeit. Darüber hinaus ist es bei uns normal, dass jeder Mitarbeitende bequem von zuhause arbeiten kann.

Auf was dürfen wir uns in der Zukunft von WEtell noch freuen?

Jetzt geht es erst einmal darum, den Break Even zu erreichen. Wir sind seit zwei Jahren am Markt und bereits mehr als 10.000 Menschen telefonieren täglich klimaneutral mit WEtell. Damit wir unsere Kosten vollständig decken können, müssen wir aber über die 15.000er Marke wachsen. Das sollten wir Anfang 2023 erreichen.

Und ab dann wird es richtig spannend. Denn dann ergeben sich Freiräume, uns noch stärker für Nachhaltigkeitsthemen einzusetzen und die Branche weiter umzukrempeln. Zum Beispiel entwickeln wir gerade Möglichkeiten, die es Unternehmen erleichtern soll, ihre nicht vermeidbaren Emissionen zu kompensieren. Das könnte dann auch für andere Mobilfunkanbieter und ihr Ziel, die Klimaneutralität zu erreichen, interessant werden.

Außerdem wollen wir unseren Produktkatalog erweitern. Immer wieder werden wir nach nachhaltigem Festnetz und Internet gefragt. Daran arbeiten wir bereits und wollen das umsetzen, sobald dies für uns möglich wird.

Einen riesigen Meilenstein haben wir Ende Juni fertig gestellt. Wir haben WEtell ins Verantwortungseigentum überführt. Dabei haben wir Gründenden unsere Besitzanteile am Unternehmen an die Purpose Stiftung abgegeben und WEtell unverkäuflich gemacht. Es ist dadurch keine Privatisierung von Gewinnen mehr möglich, die Gründenden können das Unternehmen nicht mehr verkaufen und es können für immer ausschließlich im Unternehmen Beschäftige über das Unternehmen entscheiden, keine externen Shareholen / Investor:innen. Das ist ultracool und gibt WEtell und unserer Mission die ultimative Glaubwürdigkeit. New Economy is calling 😊

Für alle Loveco Fans, die gerne zu WEtell wechseln wollen, haben wir einen 25€-Vorteil in petto. Einfach WEtell besuchen und den Code von der Website im letzten Bestellschritt eingeben, fertig.

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