Es ist nicht alles Gold, was glänzt: Die Sache mit dem nachhaltigen Schmuck

Lesezeit: 8 Minuten

Die schönen Kostbarkeiten, die unseren Körper zieren, verursachen an vielen Orten der Erde ein dreckiges Geschäft. Umweltzerstörung, Ausbeutung und Kinderarbeit gehen mit der Herstellung häufig einher. Deswegen bietet Loveco nur Schmuck aus recycelten Materialien sowie aus „Abfällen” der Metallindustrie an, der unter fairen Arbeitsbedingungen gefertigt wurde. Doch was genau ist das Problem bei der Schmuckherstellung und was macht unsere nachhaltigen Schmuck-Labels so besonders?

1. Fair? Kinderarbeit, Ausbeutung und Diskriminierung

Noch immer arbeiten an vielen Orten der Erde Kinder im Abbau von Edelmetallen und -steinen. Sie müssen in enge Minenschächte krabbeln, die spärlich gesichert sind und leisten dort viele Stunden sowohl physisch als auch psychisch sehr harte Arbeit. Wie traumatisierend muss es für ein 9-jähriges Kind sein, mit einer Lichtfunzel acht Stunden in einen heißen, engen Schacht geschickt zu werden, um dort fast ohne Werkzeug Gestein abzubauen? Ohne Schutzkleidung können sie ihre Lungen nicht vor schädlichen Partikeln und Gasen schützen oder Verletzungen verhindern. 

Außerdem sollte man nicht vergessen, dass viele der Minenregionen trotz der reichen Bodenschätze enorm arm sind. Sowohl der Abbau als auch der Handel finanziert oft bewaffnete Gruppierungen in Krisengebieten. 

Der Abbau von Rohstoffen ist das eine. Zum anderen herrschen auch in der Weiterverarbeitung der Erze und der Herstellung von Schmuck miserable Arbeitsbedingungen. Kinder und Erwachsene arbeiten in 10-12 Stundenschichten, in denen sie die Rohstoffe aufarbeiten, in Form bringen und polieren. Gewalt, Diskriminierung und Hungerlöhne sind an der Tagesordnung.

2. Öko? “Mondlandschaften” durch Edelmetallabbau

Nachhaltiger Schmuck stammt nicht aus konventionellen Edelmetall Minen

Wusstest Du, dass für die Herstellung eines einfachen Gold-Eherings rund 10 Tonnen sogenannter Abraum entsteht? Abraum bezeichnet Boden, der den Tiefen des Erdreichs entnommen wird und nach der Entnahme der nutzbaren Bestandteile „als Abfall” zu riesigen Kippen aufgetürmt wird. So entstehen in der zerstörten Landschaft graue Mondlandschaften.

Doch nicht nur das: Zum Lösen der kleinen Goldpartikel wird im großen Stil Zyanid (Blausäure) eingesetzt. Wenige Milliliter sind für den Menschen bereits tödlich. Um jedoch eine Tonne Gold zu fördern, bedarf es durchschnittlich 150 Tonnen Zyanid. Dieses Gift verseucht Böden und Trinkwasser in den Abbauregionen. 

3. Vegan? Schmuck und Tierleid

Zudem kann Schmuck tierischer Abstammung sein: Ohrringe aus Horn, Bänder aus Leder, Anhänger aus Perlmutt oder die klassische Perlenkette verursachen Tierleid in großem Maße.

Perlen stammen häufig von riesigen Farmen, bei dem der Pinctada Muschel durch einen chirurgischen Eingriff ein Fremdkörper eingesetzt wird. Die Perlmuschel ummantelt das formgebende Implantat Schicht für Schicht mit Perlmutt und eine Perle entsteht. Wenn die Muscheln den Eingriff überhaupt überstehen, werden sie bei der „Ernte” der Perle getötet, nachdem sie durchschnittlich drei Jahre in winzigen Netzen gehalten wurden. Und ja, man geht nach heutigem Kenntnisstand davon aus, dass auch Muscheln ein Schmerzempfinden haben.

Nachhaltiger Schmuck verzichtet auf Perlen von hochgezüchteten Muscheln aus Megafarmen

Bei Hornschmuck verarbeitet man das Horn und die Hufe von Büffeln, Hirschen oder anderen Tieren. Auch wenn dieses Material bestenfalls als „Abfallprodukt“ in der Fleischindustrie entsteht, kannst Du Dir nie sicher sein, welche Herkunft das verwendete Material wirklich hat und welche Qualen das Tier beim Schlachten oder Töten erleiden musste.

Dich interessiert das Thema Vegan? Hier kannst Du einen Artikel zur dunklen Seite der Lederindustrie lesen.

Was machen unsere nachhaltigen Schmuck-Labels anders?

Unser Schmuck stammt entweder von Labels, die selbst vor Ort produzieren oder eng mit renommierten Fair Trade Organisationen zusammenarbeiten. Das verwendete Material stammt immer aus zertifizierten Fair Trade Minen oder Up- oder Recyclingprozessen.

Altmetall bei Fremdformat aus Heidelberg

So nutzt das nachhaltige Schmuck-Label Fremdformat in ihren Kollektionen u.a. Messing, das in einer nahegelegenen Fabrik als Abfall anfällt. Das Material wird im kleinen Atelier liebevoll zu zeitlosen Unikaten verarbeitet. Hierbei wird nach dem Prinzip “Made to Order” (dt. auf Bestellung) produziert. 

Es entsteht keine unnötige Lagerware oder Ware, die nach einer Saison zu Niedrigpreisen verschleudert wird. Ganz im Gegenteil: Der Schmuck soll Dich durch das zeitlose Design am besten ein Leben lang begleiten. Und wenn doch mal etwas kaputt geht, kannst Du die Lieblingsteile einfach reparieren lassen. Genau nach unserem Geschmack. 

“Nachhaltigkeit im Schmuckbereich bedeutet für uns immer eine Kombination aus fairen Arbeitsbedingungen, nachhaltigen Materialien (am besten recycelt) und einer ganzheitlichen, nachhaltigen Betrachtung des Wirtschaftens, angefangen bei der Wahl der Bank über das Sourcing bis hin zur Entscheidung, nur auf Bestellung zu produzieren. Auch wenn es super anstrengend ist, jeden Schritt, jeden Zulieferer, jedes Material und jede Firma, mit der man kooperiert, ganz genau unter die Lupe zu nehmen: Am Ende freut man sich aber umso mehr, wenn man alles geschafft hat und sich selbst dabei treu geblieben ist. Julia von fremdformat

Foto: fremdformat

Recycelt oder zertifiziert: Wild Fawn aus London

Die Londoner Marke Wild Fawn verwendet bei ihren Kollektionen hauptsächlich recyceltes Silber. Bei seiner kleinen aber feinen Auswahl des reinen 9karat Goldschmucks wird ebenfalls auf recyceltes Gold oder Fair Trade Gold gesetzt.

Fairtrade Gold macht bis heute nur einen marginalen Anteil des Marktes aus. Umso größer ist dessen Bedeutung für die Minenarbeiter. Kleingewerbliche Bergbauern können durch garantierte Mindestpreise und Fairtrade-Prämien ihre Arbeits- und Lebensbedingungen aus eigener Kraft verbessern. Kinderarbeit ist in Fairtrade-zertifizierten Minen verboten. Darüber hinaus gelten strenge Kriterien zum Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz sowie spezifische Bestimmungen zum fairen Handel.

Nachhaltiger Schmuck von der Heidelberger Marke fremdformat
Foto: fremdformat

Zusammengefasst: Worauf solltest Du beim Schmuckkauf achten?

  • Less is more: Auch beim Schmuckkauf gilt diese Regel. Kaufe auch Schmuck bewusst – nur das ist wirklich nachhaltig.
  • Darf es doch ein bisschen mehr sein? Achte darauf, dass der Schmuck entweder aus recycelten Materialien besteht oder dass das Edelmetall aus zertifizierten und kontrollierten Minen stammt.
  • Wähle zeitloses Design, so hast Du einen wirklich treuen Begleiter.  
  • Die richtige Pflege ist bei Schmuck essentiell. Damit Du lange von ihm hast, schaue hierfür in unsere Pflegehinweise.

Mehr zum Thema findest Du bei Fairtrade Deutschland.

4 Comments

  1. Hannes Bartschneider 6. August 2021 at 14:51

    Ich suche momentan nachhaltigen Naturschmuck. Nun habe ich mich gefragt, woran ich nachhaltigen Schmuck erkennen kann. Gut zu wissen, dass es zertifizierte Fair Trade Minen gibt, wo das Material gewonnen wird.

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  2. Thomas Karbowski 23. September 2021 at 14:37

    Ich wusste nicht, dass Messing in manchen Fabriken als Abfall anfällt. Mein Onkel möchte für seine Ehefrau Schmuckstücke aus Messing kaufen. Er findet es sehr schade, dass Messing bei manchen Produktionen nur zum Abfall wird.

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  3. Mira Kovak 3. März 2022 at 12:27

    Vielen Dank für den interessanten Beitrag über nachhaltigen Schmuck. Ich bin selbst ein großer Schmuckfan und trage Ihn jeden Tag. Es ist spannend, dass Schmuck auch vegan sein kann. Aber kann denn eine Perle beispielsweise vegan hergestellt werde?

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    1. Annelie Geipel 9. März 2022 at 13:25

      Liebe Mira,
      lieben Dank für Deinen Kommentar. Eine „echte“ Perle kann leider nie vegan sein, da sie immer tierischen Ursprungs ist. Aber natürlich gibt es mittlerweile tolle Alternativen die einer echten Perle zum Verwechseln ähnlich sehen.
      Informiere Dich dafür am besten immer direkt beim Verkäufer, damit Du sicher sein kannst, dass kein Tier für Deinen Schmuck leiden musste.
      Viele Grüße
      Annelie von Loveco

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