Was Wachstum und Werte für LOVECO als Unternehmen bedeuten

Lesedauer: 6 Minuten.

Geschrieben von Vreni

Seitdem ich bei LOVECO arbeite, wachsen wir. Es kommen Läden dazu, neue Mitarbeiter:innen und vieles ändert sich ständig. Ich habe mit Christina und Moritz darüber gesprochen, was Wachstum für LOVECO bedeutet.

Das Team von LOVECO ist in den letzten 5 Jahren von 4 auf 20 Menschen gewachsen. Wie empfindet Ihr das Wachstum des Teams? 

Moritz: „Ich empfinde das Wachstum als sehr angenehm. LOVECO ist ja eher ein klassisches Handelsunternehmen als ein Technologie Start-Up. Aus diesem Grund haben wir – auch durch den bewussten Verzicht auf Investoren – natürlich nicht die finanziellen Möglichkeiten auf einen Schlag ganz neue Bereiche inklusive Mitarbeiter:innen aus dem Boden zu stampfen. Doch das möchten wir auch gar nicht. Es ist schon Herausforderung genug, das aktuelle Mitarbeiterwachstum zu steuern, zumal wir ja mittlerweile an vier Standorten vertreten sind, drei davon mit festen Öffnungszeiten. 

Am meisten freut es uns aber nach wie vor, dass fast alle Mitarbeiter:innen initiativ oder durch Empfehlungen zu LOVECO kamen und wir in der Lage sind, auch flexibel auf spontane Bewerbungen zu reagieren.“ 

LOVECO ist ja sehr wertestark. Wie stellt man bei einem wachsenden Team sicher, dass alle Neuen, die dazu kommen, da mitkommen und ähnliche Ziele verfolgen?

Christina: „Ich denke am wichtigsten ist, dass unser Unternehmensziel klar definiert ist: Wir wollen die Modewelt nachhaltiger und fairer machen. Man wird mit wachsender Unternehmensgröße nie alle Mitarbeiter:innen am selben Punkt abholen, wenn sie Teil des Teams werden. Das wäre ja auch schlimm! Jede:r hat unterschiedliche Schwerpunkte und Interessen, die aber auch den Rest (auch mich) anspornen, über unseren Tellerrand zu schauen. Ein grundsätzliches Interesse an nachhaltigen Themen sollte aber schon vorhanden sein.

Mein Ziel wäre – unabhängig von der Unternehmensgröße – dass wir wertestarke Leute im Team haben. Nur so lässt sich sicherstellen, dass wir auch unsere Ziele als Unternehmen weitertragen und unseren Impact vergrößern, indem wir andere Leute von dem überzeugen, was wir tun.“

Welche konkreten Maßnahmen ergreift Ihr, um Mitarbeiter:innen auf den Weg mitzunehmen?

Christina: „Im Verkaufsteam vermitteln wir in den ersten Wochen der Einarbeitung möglichst viel Wissen. Häufig erfährt man schon beim bloßen Zuhören bei den Kolleg:innen viel Wissenswertes. Darüber hinaus kommen viele auch schon mit einem guten Vorwissen aus vorherigen Jobs in diesem Bereich. 

Wir wollen in Zukunft noch mehr Schulungen anbieten, die zum Teil von Marken angeboten werden, aber auch intern organisiert werden sollen. 

Der nachhaltige Modebereich ist sehr komplex und umfangreich. Da ist es wichtig, immer wieder neu zu justieren und die Mitarbeiter:innen dabei mitzunehmen. Uns gelingt das sicher noch nicht zu 100%, aber wir arbeiten ständig an mehr Austausch.“

Das Team von LOVECO zeigt, dass es hier um mehr geht um Startups und Nachhaltigkeit
Das Team von LOVECO im November 2019.

Moritz: „Auch versuchen wir, unsere Mitarbeiter:innen dafür zu sensibilisieren, dass man sich neben dem Kauf von nachhaltiger Mode, natürlich noch in anderen Bereichen nachhaltig verhalten kann. Ich muss aber auch ganz ehrlich sagen, dass sich unsere Mitarbeiter:innnen einfach schon verdammt gut auskennen. Sei es beim Thema Mobilität, dem Bezug von Ökostrom oder der Reduzierung von Plastik. In Bereichen, in denen das Thema Nachhaltigkeit und die Wichtigkeit noch nicht so deutlich oder öffentlich wirksam ist, bieten wir auch wieder Workshops an (z.B. zu nachhaltiger Geldanlage und Altersvorsorge).

Durch unsere Transparenz Ansprüche und regelmäßigen Austausch zu Gehältern, Entwicklung der Finanzen, Planung der Strategie etc. versuchen wir selbst auch unsere eigenen Werte gegenüber Mitarbeiter:innen ehrlich und offen zu kommunizieren.“

Welche Einstellung habt Ihr generell zu Wachstum? Habt Ihr eine Idee, wie groß LOVECO werden soll?

Moritz: „Ich habe den Anspruch, dass LOVECO ein relevanter Akteur in der Fair Fashion Szene wird und wir noch viel mehr Menschen von nachhaltiger Mode überzeugen können. Denn machen wir uns nichts vor: Der Anteil an nachhaltiger Mode am gesamten Modemarkt ist immer noch verschwindend gering. 

Zudem sehen wir in der letzten Zeit, dass viele konventionelle Marken & Händler sich für Nachhaltigkeit interessieren, aber nachwievor maximal Profit getrieben sind. Damit besteht die Gefahr, dass der Begriff Nachhaltigkeit im Modebereich weiter verwässert wird und Kund:innen ratlos zurückbleiben (Stichwort Greenwashing). Dem möchten wir entgegenwirken, sei es durch mehr LOVECO Stores, einem bekannteren Online Shop oder beides. 🙂 Konkrete Zahlen oder Ziele habe ich da aber nicht im Kopf. Es muss sich einfach richtig anfühlen.“

Ihr kennt ja auch viele andere Start-Ups. Was unterscheidet den Wachstum eines nachhaltigen Start-Ups von den anderen?

Moritz: „Da gibt es sicherlich mehrere Perspektiven. Das traditionelle Start-Up Business ist ja sehr Investoren getrieben. Es gibt auf einen Schlag sehr viel Geld für die Gründer:innen, mit dem Ziel, das Start-Up möglichst schnell groß zu machen. Nach ein paar Jahren soll es dann mit viel Profit an andere Investoren oder größere Unternehmen verkauft werden, damit die Gründer:innen “auscashen” können. Die Arbeitsbelastung und der Erfolgsdruck sind unwahrscheinlich hoch und das Produkt oder die Dienstleistung sind meist nicht von den persönlichen Wertvorstellungen der Gründer:innen getrieben, sondern das Ergebnis einer Potentialanalyse und Konsumentenbedürfnissen.

Bei nachhaltigen Start-Ups steht (hoffentlich) eine größere Idee oder Vision im Vordergrund, um die Welt durch das Produkt oder die Dienstleistung ein Stück nachhaltiger zu machen. Was “Nachhaltigkeit” in diesem Kontext konkret bedeutet, muss natürlich immer wieder kritisch hinterfragt und neu beurteilt werden. Gemein ist nachhaltigen Start-Ups in der Regel aber, dass die Gründer:innen nicht so stark Profit bzw. Exit getrieben sind und nicht alles darauf ausrichten, nach ein paar Jahren harter Arbeit ihr Unternehmen zu verkaufen. Sie denken langfristiger, machen sich Gedanken über die Unternehmensnachfolge und arbeiten ständig daran, wie sie ihr Unternehmen in allen Bereichen nachhaltiger, gerechter und fairer aufstellen können.“

Gibt es sowas wie Wachstumsschmerzen bei LOVECO, die auch mit der Nachhaltigkeit zusammenhängen?

Christina: „Es kommt vor, dass man nach einiger Zeit erst merkt, wie genau eine Marke arbeitet. Damit meine ich nicht die Produktion ihrer Kleidung, sondern die Zusammenarbeit untereinander. Gibt es gemeinsame Lösungen für Probleme, gibt es Entgegenkommen untereinander, gibt es Verständnis oder nur leere Worte? Da muss man dann für sich und seine Überzeugungen abwägen und sich im Zweifel auch gegen Wachstum entscheiden. 

Es gibt ganz, ganz wenige Fälle, in denen wir auch mal gegen die Nachhaltigkeit entschieden haben, aber immer in transparenter Form der Kundschaft gegenüber und in Aussicht auf eine spätere Lösung von Labelseite. Es geht dabei nie ums große Ganze. Der Großteil unserer Säulen muss erfüllt sein. Doch manchmal hakt es an einer kleinen Stelle und dann wägen wir ab, ob wir es dennoch mitgehen. 

Ein Beispiel ist der V-10 Sneaker von Veja, der aktuell noch nicht mit Biobaumwolle im Trägermaterial hergestellt wird, sondern aus konventioneller Baumwolle. Aber wir wissen vom Label, dass dies ab der nächsten Auslieferung angepasst wird und da haben wir dann für eine Saison eine Ausnahme gemacht, auch wenn sie nicht optimal ist.“ 

Danke für Eure ehrlichen Antworten, Christina und Moritz!

Wie stehst Du zu wachsenden, nachhaltigen Unternehmen? Ich freu mich über Deinen Kommentar!

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