Women Empowerment durch Mode: Unser Lieblingslabel Jyoti

Manchmal sind es die ganz besonderen Begegnungen mit Menschen, die ein Feuer entfachen, ein Licht. So war es bei unserem neuen Label Jyoti Fair Works, hinter dem eine bewegende Geschichte steht. Gründerin Jeanine erzählt mir, dass das wunderbare Label eigentlich aus einem Zufall entstand. Wie das genau passiert ist, möchten wir Dir gern in diesem Blogpost erzählen.

FSJ in Indien statt Medizinstudium

Eigentlich hatte Jeanine ursprünglich Medizin studieren wollen. Doch nach dem Abi direkt loslegen hatte sie auch nicht gewollt. So legte Jeanine ein Freiwilliges Soziales Jahr in Indien ein und arbeitete bei der indischen Hilfsorganisation Jyothi Seva Kendra.

Diese Initiative kümmert sich auch heute noch um sozial benachteiligte Frauen und leitet ein Krankenhaus sowie eine Schule. In dieser Zeit lernte Jeanine sehr viel über die indische Kultur, Geschichte und die Problematiken im Land. Eine konkrete Entwicklung hatte es Jeanine ganz besonders angetan.

Die Gründerin von Jyoti Fair Works bei ihrem Team in Indien

Im Süden Indiens, in dem Jyoti Fair Works heute vorrangig arbeitet, herrschte in den 70er Jahren eine extreme Dürre. Die Menschen verkauften ihr Land, um irgendwie überleben zu können. Profitiert davon haben nicht die Menschen, deren Land verödet war, sondern wenige Großgrundbesitzer.

Jeanine bezeichnet die Situation der Bauern als Lehnsherrschaft ähnliche Zustände. Die Bauern bekamen Kredite von den neuen Landbesitzern und bestreiten die Raten bis heute durch ihre Arbeitskraft. Ungeschützt vor Zinserhöhungen und den Launen der neuen Besitzer, sind die Menschen oft reiner Willkür ausgesetzt.

Die Folgen sind verheerend: Viele fangen an zu trinken, andere beenden ihr Leben, weil sie keinen Ausweg mehr sehen. Die Selbstmordrate ist nicht nur unter Baumwollbauern in Indien in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen, sondern durch solche dramatischen Entwicklungen auch in anderen landwirtschaftlichen Bereichen.

Oft sind dann die Frauen durch den Wegfall ihrer Männer auf sich allein gestellt und müssen sich und ihre Kinder ohne jegliche Unterstützung ernähren. Genau hier merkte Jeanine, dass sie helfen möchte. Diese Frauen brauchten Lebensunterhalt und Unterstützung und Jeanine begann, darüber nachzudenken, was man tun könnte.

Ein gemeinsamer Plan mit Halima

Während ihres Indienaufenthalts knüpfte Jeanine Kontakt zu Halima, einer Inderin, mit der sie heute noch zusammenarbeitet. Jeanine kehrte nach Deutschland zurück und steckte mitten in ihrem Studium der internationalen Beziehungen in Dresden, als sie gemeinsam mit Halima Pläne schmiedete.

Aus einer leichtsinnigen Aussage entstand schnell eine Idee: Wie wäre es, die Frauen in Indien zu Näherinnen auszubilden und die Produkte in Deutschland zu verkaufen?

Wenig später hatte Halima in Indien 10 Frauen zusammengetrommelt. Doch niemand konnte nähen! Über Ecken gelangte die Geschichte zu Jeanines Projekt an eine Bekannte ihrer Mutter. Glücklicherweise war sie ausgebildete Schneiderin und bot an, nach Indien zu fahren und den Frauen das Nähen beizubringen.

Drei Frauen bei der Arbeit an der neuen Kollektion von Jyoti Fair Works

So erhielten die Frauen eine Ausbildung und gleichzeitig damit eine Arbeitsanstellung mit gerechter Entlohnung, mit der sie sich und ihre Familien versorgen konnten. Jyoti Fair Works war geboren. (Der Name stammt aus dem Hindu/Sanskrit und bedeutet zu Deutsch “Licht”.)

Das eigene Label: Jyoti Fair Works

Gegründet hat Jeanine das Label allein, 2014 kam Caro als Unterstützung dazu. Sie ist jetzt auch Geschäftsführerin und ist hauptverantwortlich für die weitere Wertschöpfungskette. Sie arbeitet eng mit den Webern und Rohstoffproduzenten zusammen.

Die ersten Produkte von Jyoti waren kleine Taschen, Etuis und Kuscheltiere. Jeanine organisierte einen Öko-Wochenmarkt in Dresden, auf dem sie die Produkte anbot. Um das Angebot zu erweitern, schlug sie 2014 den Weg in die Modewelt ein. So produzieren sie noch heute mit kleinen Betrieben eigene Stoffe und haben mittlerweile ein Netzwerk an Lieferanten aufgebaut.

Drei Frauen von Jyoti Fair Works scherzen bei der Arbeit

Nebenbei entstehen dann auch mal Kontakte zu Schmuck-Schmieden, die ihre wunderschönen Ohrringe, Ketten und Armreifen herstellen. Oder die Bekanntschaft zu einer Firma, die Garne nach alter Ikat-Tradition abschnittsweise einfärbt und zu Stoffen mit modernen Mustern umsetzt. So entsteht bei Jyoti eine Kollektion aus Tradition, Moderne und Respekt gegenüber Mensch und Umwelt.

Warum Jyoti eines unserer Lieblingslabels ist

Jyoti ist durch diese Arbeitsweise ein einzigartiges Label, das seines gleichen sucht!

Jeanine beeindruckt mich mit ihrem Ehrgeiz und ihrer Hingabe, die sie in ihr Projekt steckt. Ihr Ziel ist es, den indischen Frauen zu helfen und sie zu unterstützen. Dabei steht immer im Fokus, das Bestmögliche für alle Beteiligten herauszuholen.

Sie bieten ihren Näherinnen eine Einnahmequelle, sie achten auf biologische Materialien, auf alte Traditionen, die sonst in Vergessenheit geraten würden und sie versuchen im Tempo ihrer MitarbeiterInnen zu wachsen und Rücksicht auf deren Lebensumstände zu nehmen.

Jyoti spiegelt wider, warum ich LOVECO gegründet habe. Weil das Projekt zeigt, dass man aus eigener Kraft etwas verändern kann. Auch wenn es ganz klein anfängt, wie die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne, am Ende des Tages kann etwas Großes entstehen.

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