Wir möchten transparent machen, aus welchen verschiedenen Bestandteilen sich der Preis eines fair produzierten T-Shirts zusammensetzt. Der Preis, den Du beim Kauf im Einzelhandel oder direkt beim Label zahlst. Die Daten zu der Infografik stammen von der Fair Wear Foundation und können hier im Detail nachvollzogen werden.
Wir möchten diese Grafik zum Anlass nehmen, Dir dazu die Funktions- und Arbeitsweise eines Händlers von nachhaltigen Textilien näherzubringen und die Zusammensetzung des T-Shirt Preises noch genauer zu erläutern, nämlich aus Sicht des Einzelhändlers.
Wir hoffen damit auch, eine Diskussion anzustoßen und gemeinsam herauszufinden, in welchen Bereichen es in der Eco Fashion Branche noch Potential gibt, um die Bedürfnisse aller Beteiligten in der komplexen Wertschöpfungskette der Textilproduktion besser zu verstehen.
Wie kommt Dein Lieblingsteil vom Label zu Dir?
Damit Du alles gut verstehen kannst, erst einmal zum Weg Deines Lieblingsteils. Vielleicht hast Du Dich auch schonmal gefragt: Was muss eigentlich alles passieren, bis Du ein Kleidungsstück bei uns oder dem Händler Deines Vertrauen kaufen kannst? In diesem Beitrag erklären wir es Dir im Detail.
Der Teufel steckt im Detail: Prozente und Anteile
Weiter geht’s mit der Preiszusammensetzung eines fairen T-Shirts. Schauen wir uns die Grafik nochmal genauer an:
Wir sehen: Über die Hälfte des Verkaufspreises geht an den Händler, der Hersteller bekommt etwas mehr als 10% und die Näherinnen und Näher erhalten weniger als 1% des Verkaufspreises. Materialkosten (also die Stoffe) machen ebenfalls nur einen kleinen Teil des Gesamtpreises aus.
Aus Sicht des Einzelhändlers möchte ich auf zwei Punkte kurz genauer eingehen, da diese nicht sofort ersichtlich sind:
Die Art der Darstellung berücksichtigt leider nicht alle Beteiligten
In dem Einzelhandelanteil sind nämlich die 19% Mehrwertsteuer (bei Verkauf in Deutschland) enthalten, die der Einzelhändler an den Staat abführen muss. Somit verdient also auch der Staat an jedem verkauften T-Shirt mit.
Die Berechnung der Mehrwertsteuer ist eine komplizierte Sache. Dass der Händler 19% abführen muss, bedeutet nicht, dass sein Gewinn um 19% schrumpft. Einen Teil der Mehrwertsteuer kann er sich auch wieder vom Finanzamt zurückholen.
Im endgültigen Verkaufspreis ist diese Problematik allerdings nicht abgebildet und muss daher extra betrachtet werden.
Unterschiedliche Preisniveaus werden vernachlässigt
Die Aufsplittung auf Basis des Verkaufspreises suggeriert leider, dass das Preisniveau in allen betrachteten Ländern gleich ist. Man läuft bei der Analyse also leicht Gefahr, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Der Anteil des Arbeitslohnes der Näherinnen und Näher am Gesamtpreis ist verschwindend gering.
Allerdings ist das Preisniveau in den Produktionsländern in der Regel auch deutlich geringer, so das ein fiktiver Euro dort wesentlich mehr wert ist als in Deutschland. Um hier Missverständnisse zu vermeiden: Selbstverständlich sind wir uns einig, dass die Arbeitslöhne in den Produktionsländern viel zu gering sind und weiter steigen müssen.
Aber um dieser Ungenauigkeit zu entgehen, sollte eine Aufsplittung der Kosten bzw. Zahlungen aller Beteiligten als prozentualer Anteil des Preises nur vorgenommen werden, wenn das Produktions- und Verkaufsland identisch sind bzw. zumindest vergleichbare Preisniveaus der beteiligten Länder vorliegen.
Wir würden uns daher sehr freuen, wenn die Preiszusammensetzung für ein faires T-Shirt entweder direkt durch ein Label oder durch die Fair Wear Foundation exemplarisch kalkuliert wird, welches komplett in Deutschland produziert wird.
Mit diesen zwei Einschränkungen können wir uns jetzt genauer mit dem Preis beschäftigen, den Du für ein faires T-Shirt bezahlen musst. Denn bisher gibt es noch keine öffentlich zugänglichen Daten, welche verschiedenen Kostenarten ein typischer Händler mit seinem Anteil am Preis eines fair produzierten T-Shirts abdecken muss. Und das ändern wir jetzt!
Wir machen unsere Kosten transparent!
Im folgenden Abschnitt erweitern wir die ursprüngliche Infografik und splitten den großen Kuchen des Einzelhandelanteils genauer auf. Dazu zerlegen wir die Handelspanne, die wir im Durchschnitt erzielen (59%), in unsere verschiedenen Kostenblöcke.
Die Daten stammen aus unseren Verkaufszahlen und Kostenarten aus den letzten 12 Monaten. Wir veröffentlichen nicht nur die verschiedenen Kostenarten, sondern jeweils auch den Anteil an unserer tatsächlichen Handelsspanne. Bereit? Los geht’s:
Unsere tatsächliche Handelsspanne inklusive Mehrwertsteuer (brutto) lag in den vergangenen 12 Monaten nur bei 56%. Die Differenz von 3% entsteht durch gewährte Rabatte und Verkaufsaktionen (über die Notwendigkeit von Rabatten und Sale erfährst Du hier mehr). Nach Abzug der Mehrwertsteuer ergibt sich eine Handelsspanne (netto) von 47%:
Die Handelsspanne von 47% bzw. 13,86 Euro pro verkauftem T-Shirt ist unsere tatsächliche Handelsspanne nach Abzug der Mehrwertsteuer. Davon müssen wir unsere Kosten decken. In der folgenden Grafik schlüsseln wir alle Kostenarten auf und bilden zusätzlich unseren kalkulierten Gewinn ab.
Und hier findest Du zu jeder Kostenart noch eine ausführlichere Erklärung (einfach auf das + klicken):
Personal
Raumkosten
Marketing
Sonstige Kosten
Shopsystem & IT
Verpackung & Versand
Transaktionskosten
Abschreibungen
Gewinnsteuern
Zinsen
Gewinn
Genug der Zahlen!
Wir hoffen, dass wir als Händler mit diesem Beitrag für etwas mehr Transparenz bei der Zusammensetzung und Aufsplittung des Preises eines fair produzierten T-Shirts sorgen können. Wenn Du jetzt vollkommen überrascht bist, noch Fragen hast oder einfach was loswerden willst, freuen wir uns über den Austausch mit Dir!
Mehr zu unseren Finanzen erfährst Du übrigens ganz einfach in unserer Finanztransparenz. Sie erscheint für jedes Quartal.
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Hi, danke für den spannenden Artikel was ist hier jetzt noch der Unterschied zwischen Gewinn und Profit der Marke?
Liebe Grüße
Hallo!
Danke für Deinen Kommentar!
Auf was im Artikel beziehst Du Dich genau?
Wir haben eigentlich bei uns (Einzelhändler) immer von Gewinn gesprochen. Nur in der ersten Grafik (Marke) tritt der Begriff Profit auf, das liegt schlicht und ergreifend daran, dass diese Grafik ursprünglich von der Fair Wear Foundation stammt (vielleicht auch aufgrund einer englisch-deutschen Übersetzung).
Beantwortet das Deine Frage?
Liebe Grüße,
Lina von Loveco