Valentinstag: Schenkt keine Blumen!

Die Singles ziehen sich an diesem Tag die Bettdecke über den Kopf, alle anderen rennen wie wild zum Blumenladen um die Ecke und kaufen ein Sträußchen: Es ist Valentinstag.

Wir schauen uns heute mal an, was eigentlich hinter dem kleinen Bouquet mit Rosen und Tulpen steckt. Spoiler: Eine ganz dreckige Industrie nämlich. Man muss sich das mal vorstellen: Weltweit werden auf über 200.000 Hektar Land Schnittblumen produziert. Zwölf Millionen Schnittblumen werden pro Jahr in der EU gekauft, die Hälfte der weltweiten Nachfrage. Und auf der ganzen Welt gibt keine Nation so viel Geld für Schnittblumen aus wie die Deutschen. Vor allem am Valentinstag natürlich. Dabei gibt es an dieser Geschichte drei ziemlich große Haken. Sind die es Dir wirklich wert, drei Tage eine schöne Vase im Wohnzimmer stehen zu haben?

1. Der hohe Wasserverbrauch

Viele Schnittblumen werden in Äquatornähe angebaut und nehmen dort landwirtschaftliche Fläche und vor allem Wasser in Anspruch, was nicht von Kleinbauern für den Anbau von Lebensmitteln genutzt werden kann. Für die Produktion einer Rose zum Beispiel werden in Kenia zwischen sieben und 13 Liter Wasser benötigt. Auch in Kolumbien werden Blumen für den europäischen Markt angebaut. In den 90er Jahren fand hier ein regelrechter Boom statt, bei dem die Farmen auf einer Fläche von 5.000 Hektar durchschnittlich 52,4 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr verbrauchten, ein Mensch in der Stadt hingegen 8,5 Kubikmeter. Der Blumenanbau verbrauchte also so viel Wasser wie sechs Millionen Menschen in der Stadt. Nur, damit wir auch im Februar mit schönen Blumen unsere Wohnung schmücken können!

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2. Die Nutzung vieler Pestizide

Der Anbau von Schnittblumen verbraucht nicht nur sehr viel Wasser, es werden auch viele giftige Chemikalien eingesetzt. Dadurch wird auch noch vorhandenes Wasser in den Anbauregionen verschmutzt und ebenfalls unbrauchbar gemacht. Es geht nicht nur um Pestizide, die auf die Pflanzen gesprüht werden, wie zum Beispiel Organochlorid Aldrin, das in den 90er Jahren in Kolumbien in Wasserproben festgestellt wurde. Auch wird zum Beispiel das Motoröl von motorisierten Spühpumpen in das Wasser der Umgebung geleitet. Es gibt Schnittblumen aus kontrolliert ökologischem Anbau, bei dem keine Pestizide benutzt werden; leider ist dies aber in der Blumenindustrie noch nicht sehr weit verbreitet. Ein Grund dafür ist natürlich auch, dass gerade bei Blumen starke Schönheitsideale und Perfektionismus vorherrschen. Bei Obst und Gemüse kauft man schon mal eine krumme Paprika, denn schließlich landet sie eh im Magen. Doch die Tulpe, die soll in der Vase perfekt aussehen. Diese Schönheitsideale werden in der Produktion zum Teil in Roboter programmiert. Deren elektronische Augen scannen auf den automatisch fahrenden Bewässerungswägen der riesigen Gewächshäuser jedes Pflänzchen nach Wachstum, Blättern und Volumen. Adieu, Romantik! Es geht vermehrt natürlich nicht mehr nur ums Aussehen, sondern ganz pragmatisch um maximale Blütendichte, maximale Haltbarkeit und Normität.

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3. Die unmenschlichen Arbeitsbedingungen

Die Menschen, die noch auf den Feldern arbeiten, und nicht durch Maschinen ersetzt wurden, haben leider auch keine romantischen Arbeitsverhältnisse. In Kenia zum Beispiel wird ein Großteil der weltweiten Schnittblumen angebaut. Dort steigt die ländliche Armut stetig, vor allem unter den jungen Frauen, die die Mehrheit der Arbeitskräfte auf den Blumenplantagen darstellen. Sie verdienen nicht genug mit der Arbeit dort, doch sie haben auch kein Land mehr, um etwas anderes anzubauen, da der Gemüseanbau in vielen Regionen von der Blumenindustrie verdrängt wird.

Und was ist mit Fairtrade? Viele Supermarktrosen tragen mittlerweile das Fairtrade Siegel. Leider gab es vor ein paar Jahren einen Skandal, der dem Thema Fairtrade bei Blumen immer noch einen schlechten Nachgeschmack verleiht: Auf Fairtrade Plantagen wurden zwar weniger Chemikalien eingesetzt als auf konventionellen, doch trotzdem wurden in Fairtrade Rosen Pestizidgehalte festgestellt. Die Giftflaschen wurden einfach versteckt. Auch wurden in Zeiten hoher Nachfrage (Stichwort Valentinstag) Fairtrade Siegel auf Blumen angebracht, die von benachbarten nicht-zertifizierten Farmen stammten.

Alternative Geschenke zum Valentinstag: Unsere Top 3

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Was also tun statt Blumen schenken? Ich gebe es ja zu, ich bin generell ein Feiertagsmuffel. Vor allem mit Valentinstag und Karneval kann ich herzlich wenig anfangen. Falls Du Dich aber nicht dem Druck entziehen kannst oder möchtest, kommt hier meine Top 3 der alternativen und nachhaltigen Valentinstagsgeschenke.

Mach etwas selbst und zeig, wie wichtig Dir Deine Liebsten sind!

Ist es nicht viel schöner, etwas Selbstgemachtes zu bekommen als einen Strauß Blumen? Da steckt sicher mehr Liebe und Arbeit drin. Egal, ob ein selbstgekochtes Dinner oder eine selbstgemachte Bodylotion – Geschenke selbst zu machen, macht meist Schenker und Beschenkten gleichzeitig froh!

Auch eine liebe Geste kann glücklich machen!

Es muss doch wirklich nicht immer etwas Großes sein. Schreib doch einfach jemandem, der Dir sehr am Herzen liegt oder von dem Du ewig nichts gehört hast, eine Postkarte oder einen Brief. Hinterlasse Deinem Partner / Deiner Partnerin liebevolle Post-Its in der Wohnung – so zauberst Du ein Lächeln auf die Gesichter, einfach nur mit kleinen Gesten.

Fahrt zusammen irgendwohin, wo’s schön ist!

Meine liebsten Geschenke und die, die mir am meisten in Erinnerung geblieben sind, waren Reisen und Ausflüge mit meinen Liebsten. An Dinge erinnert man sich einfach nicht so intensiv wie an Erlebnisse. Wie wäre es zum Beispiel mit einem nachgefeierten Valentinstag im Sommer und einem Ausflug zu einer naheliegenden Blumenpflückwiese (zum Beispiel hier)? Tatsächlich wachsen ja auch in unseren Gefilden schöne Pflänzchen. Zwischen Mai und September findet man in Deutschland viele verschiedene Blumen auf natürlichen Wiesen und nicht nur im Gewächshaus. Durch das eigene Pflücken im Pflückgarten wird der Strauß individuell und Du erhältst eine persönliche Verbindung zu den Pflanzen und Blumen, die drin stecken. Ich habe früher häufig im Pflückgarten auf dem Bauernhof einer Freundin Sträuße zusammengestellt und erinnere mich nur zu gut an die Sonne, die summenden Insekten und die Düfte der Blumen. Probier’s einfach aus!

Also: Was schenkst Du dieses Jahr statt dem Strauß Rosen? Ich freue mich auf Dein Feedback!

Mehr zum Thema

„Industrielle Schnittblumenproduktion in Konflikt mit kleinbäuerlicher Landwirtschaft“ (FIAN)
„Zum Valentinstag bitte keine Blumen“ (klimaretter.info)
„Fairtrade Rosen in der Kritik“ (Fair Einkaufen, aber wie?)
„Blühende Geschäfte. Der weltweite Handel mit der Blume“ (Silke Peters)
„Billig-Rosen: Afrikaner zahlen mit ihrer Gesundheit“ (ARD Panorama)
„Die Rosenstory“ (wikithek)
„Grüne Rosen“ (wikithek)

Photos von Unsplash, außer Nr. 2: SuSanA Secretariat, Flower farm around Kampala (CC BY 2.0)

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