Die Wahrheit über Mikroplastik: Fakten, Folgen und Lösungen

Jeder spricht davon: Mikroplastik. Wer sich mit Nachhaltigkeit beschäftigt, kommt um das Thema nicht herum. Wir liefern die wichtigsten Fakten, Umweltfolgen und Lösungsansätze. Denn auch wenn das Thema Dich erschlägt – Du kannst etwas tun!

Was ist Mikroplastik? Was ist der Unterschied zu Plastik?

All das Plastik, das uns im Alltag begegnet, wird aus Erdöl gewonnen. Erinnerst Du Dich an die Deepwater Horizon Katastrophe 2010 im Golf von Mexiko? All das Öl, das durch ein Leck in die Meere geriet? Genau so viel Öl wird jährlich in Deutschland für die Herstellung von Plastikverpackungen benötigt. Dafür, dass wir unsere Tomaten heile in Plastikhülle vom Supermarkt nach Hause tragen können.

Mikroplastik entsteht, wenn sich Plastik mit der Zeit zersetzt, zum Beispiel wenn eine Plastiktüte im Meer schwimmt und nach und nach abgerieben wird. Mikroplastik wird aber auch bewusst von der Industrie schon in so kleinen Teilen Kosmetikprodukten beigesetzt, zum Beispiel als Schleifmittel in Zahnpasta oder als Körnchen im Peeling.

Warum ist es ein Problem?

Durch die winzige Größe kann Mikroplastik nur schwer gefiltert werden. Kläranlagen zum Beispiel können das nicht. Auch Waschmaschinen nicht, obwohl auch Kleidungsstücke aus Polyester während des Waschvorgangs Mikroplastikteile abgeben. Deshalb geraten große Teile Mikroplastik in unsere Meere, in die Tiefsee und an Nord- und Südpol. Zwischen die schönsten Sandstrände auf der Erde haben sich feingemahlene Teilchen aus Kunststoff gemischt. Man sieht sie nicht. Auch deshalb ist die Problematik so drastisch: Es sind eben nicht “nur” die großen Plastiktüten und PET-Flaschen, die im Meer schwimmen, es sind viel, viel mehr viel, viel kleinere Teile, die wir nicht sehen: Forscher fanden pro Liter Meereis mehr als 12.000 Mikroplastikteilchen.

Bild von Fischen auf dem Markt

Wer leidet im Meer darunter?

Meeresvögel, Wale und Fische nehmen das Plastik auf. Sie verenden daran, weil sie es nicht verdauen können oder liefern uns das Plastik direkt auf den Teller, wenn wir Fisch essen. Doch das Ökosystem leidet von Grund auf daran: Auch von Ruderflußkrebsen oder den winzigen Wimperntierchen werden die Teilchen oft mit Algen verwechselt und aufgenommen. Sie gehören zur Gruppe des Zooplanktons und sind eine wichtige Stütze des Ökosystems Meer.

Also ist Mikroplastik nur für die Meere ein Problem?

Auch an Land, in unserem Boden, wurden Mikroplastikteilchen gefunden. Der Grund dafür ist Biodünger, der aus Biomüll gewonnen wurde. Durch falsche Mülltrennung und Obstverpackung im Kompost gelangt Mikroplastik also auch in unsere Böden. Bei einer Studie wurde in diesem Zusammenhang nachgewiesen, dass Regenwürmer kleinste Plastikteilchen von der Oberfläche immer tiefer in den Boden hineintragen. Dabei wurde deutlich: Das Plastik hat einen Einfluss auf das Verhalten der Würmer. Sie graben ihre Gänge nach einem anderen System und das hat direkte Auswirkungen auf die Beschaffenheit und die Bewegung des Bodens. Und das kann ein ganzes Ökosystem umstürzen – ähnlich wie die Entwicklung des Zooplankton in den Meeren.

Und der Mensch?

Seit 2016 läuft in Deutschland ein Forschungsprojekt dazu, was für Auswirkungen Mikroplastik im menschlichen Körper haben kann, wenn es über die Nahrung (Fisch und Meerestiere) aufgenommen wird. Das Projekt läuft noch bis 2019, aber das Zwischenergebnis zeigt bereits sehr deutlich: Mikroplastik verursacht Störungen in menschlichen Zellen. Es stört die Kommunikation zwischen den Zellen.

Aber was ist mit Recycling?Plastikflaschen im Kühlregal

In Deutschland wird Plastik recycelt. Deshalb denken viele Menschen, dass Mikroplastik gar nicht unser Problem ist, denn wir sind ja Gutmenschen und recyceln. Die “Regenwurmstudie” oben zeigt bereits, dass es mit der Mülltrennung ja auch nicht so richtig funktioniert und das bereits Schäden bringt. Auch mit dem Recycling ist es nicht so optimal.

Discounter Supermärkte setzen größtenteils auf Einweg und verkaufen die zurückgegebenen Flaschen an die Recyclingindustrie. Damit machen sie einen Haufen Geld. Na klar kann aus dem Plastik noch anderes gewonnen werden, auch ein kleiner Teil der Kleidung und Accessoires bei uns im Laden wird ja daraus gefertigt, aber ist das wirklich die Lösung?

Auch das Mehrweg-Recycling von PET-Flaschen ist leider nicht ganz ohne. Eine Studie fand in 38 verschiedenen Mineralwässern aus PET-Mehrwegflaschen einen erhöhten Anteil an Mikroplastikpartikeln. Im Durchschnitt wurden in diesem Wasser 120 Teilchen pro Liter gefunden. Wahrscheinlich stammen sie aus der Flaschenhülle und den Verschlüssen.

Überspitzt gesagt heißt das also: Wir essen also nicht nur Mikroplastik, wenn wir Fisch und Meerestiere essen, wir trinken es auch, wenn wir aus PET-Mehrwegflaschen trinken. Und: Es hat einen Einfluss auf die Kommunikation unserer Körperzellen untereinander.

Was sind die Lösungen?

Das zeigt, es muss sich etwas ändern. So kann es einfach nicht weitergehen, nichts sollte mehr in Plastik verpackt sein! Dass diese Umstellung so schnell passiert, ist leider utopisch. Nichts desto trotz gibt es bereits einiges, das wir tun können. Jeder sollte seinen Lebensstil verändern: Wir haben uns zu lange an Plastik gewöhnt. Maja hatte bereits vor einiger Zeit auf unserem Blog eine Einleitung geschrieben, wie man sein Leben in einfachen Schritten plastikfrei leben kann. Hier kommen noch ein paar konkrete Beispiele.

…bei Kleidung?

Im Bezug auf Kleidung gibt es mittlerweile Guppyfriend, ein Wäschebeutel, der Mikroplastikteilchen aus dem Waschwasser filtert, wenn Polyesterstoff (z.B. bei Sport- und Outdoorkleidung) gewaschen wird. Nach der Wäsche können die Teilchen im Müll entsorgt werden und gelangen nicht ins Wasser. Das ist eine super Lösung für den Moment! Langfristig gesehen sollte keine Kleidung aus Polyester mehr produziert werden. Deshalb legen wir bei LOVECO großen Wert darauf, so wenig wie möglich Kleidung aus Polyester bei uns im Sortiment zu haben. Recyceltes Polyester wird in der Ökomode immer noch verwendet und wir empfehlen eine seltene Wäsche nach dem Kauf, Auslüften tut es einfach manchmal auch. Die meisten Produkte aus recyceltem Polyester bei LOVECO müssen gar nicht gewaschen werden: So ist das Material bei unseren Schuhen und Taschen kein Problem. Auch bei der Verpackung sind wir ständig im Gespräch mit unseren Labels. Leider ist auch ein wenig der Ware, die bei uns im Laden ankommt, in Plastik eingepackt. Wir arbeiten gemeinsam mit den Labels daran, da bessere Lösungen zu finden.

…bei Kosmetik?

In der Naturkosmetik wird den Produkten kein Mikroplastik mehr zugesetzt. Das ist schon mal ein guter Start. Ansonsten gibt dieser Ratgeber vom BUND Auskunft darüber, welche Kosmetikprodukte aufgrund von Mikroplastik vermieden werden sollten. Natürlich kannst Du Deine Kosmetik auch ganz einfach selbst machen – und so auch auf die Plastikverpackung drumherum verzichten. Hier gibt’s mehr dazu.

…in Wirtschaft und Politik?

Jeder Einzelne kann also etwas tun, aber auch Wirtschaft und Politik müssen mitziehen, damit das Mikroplastikproblem nicht noch größere Ausmaße einnimmt als sowieso schon. Um die Herstellung von Plastik einzudämmen, muss auch Kritik bei Unternehmen ankommen. Dafür gibt es zum Beispiel mittlerweile eine praktische App, mit der Konsumenten zeigen können, dass sie sich eben keine Plastikverpackung mehr wünschen. Über einen Scanner kann man den Barcode eines Produktes schon im Supermarkt einscannen (ohne es zu kaufen) und es als unerwünschtes, in unnötiges Plastik verpacktes beim Hersteller melden. Pro 20 Menschen, die ein Produkt melden, erhält der Hersteller im Namen des Vereins “Küste gegen Plastik” hinter der App eine dringliche Bitte, die Verpackung des Produktes zu überdenken.

Auf politischer Ebene warten deutsche Politiker leider größtenteils auf EU-Richtlinien. Es gibt zwar seit 2014 in Deutschland die freiwillige Verzichterklärung auf Mikroplastik bei Kosmetika, doch das verpflichtet niemanden. In Schweden gibt es bereits das Verkaufsverbot für Kosmetika mit Mikroplastik; in Deutschland pochen die Grünen per Antrag auf solch ein Gesetz.

Ich hoffe, Du hast bei der Problematik von Mikroplastik jetzt einen klaren Durchblick. Mit diesen Infos kannst Du Deinen Alltag Schritt für Schritt umstellen und hast ein fundiertes Wissen, um Kritik bei Unternehmen und Politikern laut werden zu lassen. Ich freue mich wie immer auf Deine Meinung und Rückmeldung!

Die Wäschebeutel von Guppy Friend bei LOVECO

Quellen

„Erschreckend große Kunststoffmenden in der Arktis“ (Süddeutsche.de)
„Unser Kompost ist voller Mikroplastik“ (Zeit Online)
„Grüne fordern Verbot“ (taz.de)
„Mikroplastik in Mineralwasser aus Mehrwegflaschen“ (Deutschlandfunk)
„Mikroplastik kann Störungen in menschlichen Zellen verursachen“ (Focus)
„Plastik flutet die Arktis“ (Spektrum)

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