Alles, was Du über Fast Fashion wissen solltest

Alle reden drüber, aber was ist so schlimm an Fast Fashion? Wenn Du diesen Artikel gelesen hast, weißt Du es ganz genau. Und vor allem hast Du die besten Argumente an der Hand, wenn Dein großer Bruder Dir nicht glaubt, dass sein Einkauf bei H&M einen Einfluss auf die Umwelt hat oder Deine Nachbarin behauptet, dass sowieso kein Siegel gute Arbeitsbedingungen garantiert. 

Lesedauer: 7 Minuten

Definition: Was bedeutet Fast Fashion?

Fast Fashion („schnelle Mode“) ist günstige Kleidung, die schnell für den Massenmarkt produziert wird, um ständig auf neueste Trends reagieren zu können. Oxford Languages

Geschichte: Warum ist Fast Fashion entstanden?

Mode hat sich von lokalem und traditionellem Handwerk und Einzelanfertigen zu globaler Massenproduktion mit Standardgrößen entwickelt: 

  • War die Herstellung von Kleidung bis 1800 noch sehr teuer, entstanden mit der industriellen Revolution große Industrienähmaschinen, die mehr und schneller produzieren konnten.
  • Während des zweiten Weltkrieges gab es dann Standardgrößen bei Kleidung; in der Nachkriegszeit konzentrierten die Unternehmen sich vermehrt darauf, die Wünsche von Kund:innen vorauszusagen. 
  • In den 1960ern schuf die junge Generation neue Trends und nutzte Mode, um sich auszudrücken. 
  • Seit wann gibt es Fast Fashion? Seit den 1990ern boomt die schnelle Mode schließlich, schaute sich Designs auf den großen Modeschauen ab und produzierte sie schnell und günstig nach. 

Faktencheck: Warum stellt Fast Fashion ein Problem dar?

Du hast sicherlich schon erkannt: Das Argument, das für die schnelle Mode spricht, ist der geringe Preis. Doch das Problem ist: Der Preis ist indirekt viel höher. Wer zahlt ihn? Die Umwelt, die Menschen und die Tiere, auf deren Kosten Fast Fashion produziert wird.

Die Umwelt: Treibhausgase, Mikroplastik und Chemikalien

Berge von Fast Fashion, die nicht mehr getragen wird
  • Hinter jedem Kleidungsstück stecken Rohstoffe. Es braucht Energie, sie abzubauen, zu verarbeiten, das Kleidungsstück herzustellen, zu transportieren und es wieder abzubauen. So entstehen Abgase und Emissionen. 
  • Fast Fashion bringt mehr Kleidung öfter und schneller auf den Markt; hierbei steigen der Verbrauch der Rohstoffe und die eingesetzte Energie. Das Ganze gipfelte in den letzten Jahren darin, dass 8% der weltweiten Treibhausgase aus der Bekleidungsindustrie stammen! 
  • 60% der Fast Fashion wird aus Polyester hergestellt, das man aus Erdöl gewinnt. Beim Waschen eines Polyester-Kleidungsstücks werden ungefähr 700.000 Mikroplastikpartikel freigesetzt, die Waschmaschinen nicht filtern können. So gelangen sie in Gewässer und richtet dort großen Schaden im Ökosystem an. 

Auch wenn Fast Fashion zum Teil aus Naturfasern wie Baumwolle gefertigt wird, bringt das Probleme: Die konventionelle Landwirtschaft setzt Insektizide und Pestizide ein, welche die Umwelt schädigen. Auch die Fabriken zur Weiterverarbeitung nutzen gefährliche Substanzen. Derzeit kommen 25% der weltweit produzierten Chemikalien in der Bekleidungsindustrie zum Einsatz!

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Wusstest Du,

…dass wir nicht nur viel über Fast Fashion wissen, sondern auch eine große Auswahl an nachhaltigen Alternativen online verkaufen? 

Die Menschen: Geringe Löhne, kein Arbeitsschutz und Sklaverei

  • Nicht nur Natur und Umwelt leiden unter Fast Fashion, auch ein Großteil der Menschheit: 300 Millionen Menschen schuften in der Textilindustrie – unter unmenschlichen Bedingungen. 
  • 90% davon sind Frauen, die besonders leiden. 1 von 3 Textilarbeiter:innen hat bereits sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. 
  • Weder Vertrag, Urlaub noch geregelter Lohn? Das sind Sklaven ähnliche Umstände. Der Global Slavery Index bezeichnet die Bekleidungsindustrie als den zweitgrößten Treiber von moderner Sklaverei in der Welt. 
  • Häufig klären Fabrikbesitzer:inen ihre Angestellten nicht über die verwendeten Chemikalien auf oder stellen Schutzkleidung zur Verfügung. In der Folge haben die Arbeiter:innen ihr Leben lang mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen. 

Diese Probleme erhielten 2013 weltweite Aufmerksamkeit: Die Rana Plaza Textilfabrik in Bangladesch stürzte ein. Mehr als 1.000 Menschen starben; 2.500 wurden verletzt. Sie arbeiteten für große Fast Fashion Marken in einem so gefährlichen Arbeitsumfeld, dass sie dafür mit dem Leben bezahlten. 

Doch wo wird Fast Fashion produziert? Diese Arbeitsumstände betreffen nicht nur Menschen weit weg in Asien: Auch bei Fast Fashion „made in Europe“ gibt es ähnlich desaströse Arbeitsbedingungen und Niedriglöhne, vor allem in Ost- und Südosteuropa. 

Die Tiere: Leid, Quälerei und Erderwärmung

Massentierhaltung hat großen Einfluss aufs Klima
  • Aus ethischer Sicht gibt es kein Argument, tierische Materialien am Körper zu tragen: Leder z.B. ist entgegen vieler Aussagen kein Abfallprodukt aus der Fleischindustrie. Man kann in den seltensten Fällen überhaupt nachvollziehen, woher es stammt. Zusätzlich nutzen Gerbereien in der Verarbeitung oft Chrom, das bei falscher Handhabung in das gesundheitsschädliche Chrom VI umgewandelt wird.  
  • Auch bei Wolle ist Tierleid an der Tagesordnung: Die meiste Wolle stammt aus Neuseeland und Australien. Hier arbeitet die Industrie mit der brutalen Mulesing Methode, bei der Schafen beim Scheren große Schmerzen zugefügt werden. 

Weitere erschreckende Beispiele für Tierquälerei in der Bekleidungsindustrie findest Du in diesem Beitrag

Wenn es bei Fast Fashion um Tiere geht, dann nicht nur aus moralischem Grund: Die industrielle Massentierhaltung mit ihren riesigen Landflächen und hohen Emissionswerten hat einen großen Einfluss auf Klimawandel.

Die Konsument:innen: Kaufwahn und schlechte Pflege

  • Fast Fashion verändert auch die Einstellung der Konsument:innen. Heute kaufen wir im Durchschnitt 60% mehr Kleidung als vor 15 Jahren. Doch wir behalten die Kleidung nur halb so lange. 
  • Durch immer wieder neue Trends, eine geringere Qualität und niedrige Preise verschwindet die Wertschätzung für ein Kleidungsstück: Anstatt sie besser zu pflegen oder zu reparieren landen in Großbritannien jede Woche 11 Millionen Kleidungsstücke auf dem Müll

Welche Marken sind Fast Fashion? 

Zara ist der größte Anbieter von Fast Fashion

Wer steckt hinter Umweltzerstörung, Hungerlöhnen und Tierquälerei? Die Fast Fashion Marken mit dem höchsten Umsatz im Jahr 2020 waren: 

  1. Unternehmen der Gruppe Inditex, z.B. Zara, Bershka, Massimo Dutti, Pull & Bear (20 Milliarden Euro)
  2. H&M (18 Milliarden Euro)
  3. Unternehmen der Gruppe Fast Retailing, z.B. Uniqlo (16 Milliarden Euro).

Weitere Fast Fashion Brands sind z.B.:

  • Primark
  • C&A
  • Esprit
  • Forever 21
  • Mango
  • New Yorker
  • s.Oliver
  • Urban Outfitters
  • Asos

Die Alternativen: Was kann man gegen Fast Fashion tun?

  • Fairtrade Mode kaufen: Hier kannst Du Dir sicher sein, dass Menschenrechte und Mindestlöhne im Mittelpunkt stehen. Dies garantiert zum Beispiel das Siegel Fairtrade für Baumwolle oder die Organisation Fair Wear Foundation.
  • Bio Mode kaufen: Alle verwendeten Materialien stammen aus kontrolliert ökologischem Anbau. Falls nicht, sind es recycelte Fasern oder Stoffe aus Ressourcen schonender Herstellung. Bei Naturfasern kannst Du dem Global Organic Textile Standard vertrauen.
  • Vegane Mode kaufen: Diese Kleidung verzichtet auf Pelz, Leder, Wolle & Co. Du kannst sie am PETA Approved Vegan Siegel erkennen oder bei 100% veganen Shops und Marken einkaufen.  
  • Nachhaltige Mode kaufen: Besonders nachhaltige Marken setzen zusätzlich auf kurzen Transport, Reparatur und Kreislauffähigkeit der Materialien. Achte auf einen geringen Anteil an Mischfasern und auf Reparatur- oder Rücknahmesysteme der Hersteller.
  • Slow Fashion kaufen: Kleidung, die ohne schnelllebige Trends und rasende Zyklen auskommt und die Du am besten reparierst, tauschst oder upcycelst.
  • Capsule Wardrobe stylen: Konzentriere Dich auf wenige Kleidungsstück, die Du wirklich gern trägst und vielfältig untereinander kombinieren kannst.

Wo fängst Du an?

Der Einkauf von Fairtrade Kleidung ist nicht die einzige Lösung für das Fast Fashion Problem. Auch ein ein reflektierter Konsum, ein besserer Umgang oder der Kleidertausch mit Freund:innen setzen ein Zeichen gegen Fast Fashion. 

Was nicht nur Du konkret tun solltest, sondern auch Konzerne und Politiker:innen, kannst Du hier nachlesen und gleich losstarten! 

Dich interessiert der Bereich Politik am meisten? Super, in diesem Interview erfährst Du, warum eine gesetzliche Grundlage für deutsche Unternehmen Fast Fashion die Stirn bieten könnte. 

Was machen wir gegen Fast Fashion?

Seit 2014 kämpfen wir bei Loveco aktiv gegen die verheerenden Folgen von Fast Fashion online und offline. Wir verkaufen Kleidung von Marken, die den Weg für eine saubere und faire Modebranche ebnen. Doch nicht nur das: Genauso wichtig ist uns, dass wir Dich zu Passform und Pflege beraten, damit Du (und der Planet) möglichst lange etwas vom neuen Kleidungsstück hast. Nur so ist Mode nachhaltig!

Darüber hinaus klären wir über die Missstände in der Fast Fashion auf: In diesem Magazin, auf Social Media und in unseren Läden. Hier machen wir außerdem unsere Arbeit transparent, um zu zeigen, wie eine bessere Modewelt aussehen könnte, so z.B. unsere Finanzen. Wir diskutieren darüber mit Dir, unseren Marken und anderen Akteuren in der Branche, damit wir uns alle gemeinsam weiterentwickeln können und Fast Fashion endlich ein Ende hat!

Ausblick: Eine Zukunft ohne Fast Fashion…

Jetzt wissen Du, Dein Bruder und Deine Nachbarin, was genau Fast Fashion ist, wie sie entstand und was für Auswirkungen sie hat. Du hast Tipps bekommen, wie Du gegen sie angehst und wer es besser macht. 

Wenn man sich die Zahlen anschaut, hat man das Gefühl, gegen Windmühlen zu kämpfen: Marken wie H&M, Primark und Asos verzeichneten zwischen 2017 und 2021 ein Umsatzwachstum zwischen 60-150%. Der weltweite Anteil an Biobaumwolle am Markt liegt noch immer unter 1%. 

ABER: Gemeinsam können wir Fast Fashion bekämpfen! Mit Deinem Support wachsen wir seit 2014 jedes Jahr, verkaufen mehr faire Mode und erzählen immer mehr Menschen davon. Durch Corona haben viele angefangen, ihren Konsum zu überdenken: Laut Umfragen werden bei Modekonsument:innen Themen wie Klimawandel, Umweltverschmutzung und soziale Verantwortung wichtiger für die Kaufentscheidung. Viele haben bereits ihren Alltag verändert, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern. Transparente Informationen über nachhaltige Materialien werden für sie immer wichtiger.

Das ist ein Anfang! Hilf uns dabei, noch mehr zu erreichen, indem Du diesen Magazinartikel teilst!  

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Quellen

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