„Dass auch Menschen unter Leder leiden, wissen die meisten nicht“

Nachhaltig zu leben ist nicht immer einfach. Einfacher wird’s, wenn man es gemeinsam macht. Stefanie schreibt auf fairflixt darüber und versucht, andere zu ermutigen.

Wie kam es zu fairflixt?

„Zuerst wollte ich nur wissen, was dieser Attila Hildmann mit seinem seltsamen veganen Trend da so macht. Damals hatte ich mir nie Gedanken darüber gemacht, woher mein Essen kommt. ‚Bio‘ fing für mich gerade erst an und Vegetarier habe ich eher belächelt. Und dann gab es plötzlich diesen Hype um ‚vegan‘? Also habe ich begonnen, im Internet nach dem ‚Warum‘ zu suchen. Von Gesundheit kam ich auf Tierschutz, von moralischen Bedenken auf Umweltschutz, vom Klimawandel zum Plastikproblem und plötzlich war ich mittendrin in den unmöglichen Dingen, die wir unserer Erde täglich antun. Seitdem gibt es für mich gar keine andere Möglichkeit, als (zu versuchen) so zu leben, dass kein Lebewesen oder die Erde leiden.“

Was fällt Dir bei Deiner Umstellung am leichtesten?

„Am einfachsten war es, den Stromanbieter zu wechseln! 😀 Das geht von zu Hause aus. Oder auch statt mit Google mit Ecosia im Netz zu suchen. Keinen To-Go-Müll mehr zu machen fiel mir auch recht leicht. Entweder ich esse entspannt vor Ort – das ist eh viel gesünder – oder ich habe eine Edelstahldose und eine Gabel dabei. Die eigene Trinkflasche und der Mehrweg-To-Go-Becher sind ja mittlerweile logisch.

Das Müllthema oder am besten Zero Waste zu leben, fällt mir immer wieder schwer. Ich habe zwar eine Biokiste und kaufe in Unverpackt Läden ein, aber manchmal bin ich dann doch faul und kaufe die veganen Fertig-Maultaschen oder Tofu in Verpackung ein. Auch für das Katzenfutter habe ich keine Lösung.

Schwer ist auch mein Auto. Wenn es nicht da wäre, wäre es leichter, aber so…Immer wenn ich spät dran bin, ist es so praktisch…“

Welches ist Dein nachhaltiges Lieblingsmaterial?

„Eindeutig Lyocell / Tencel®. Es ist faszinierend, dass es so weich wie Seide und so robust wie Baumwolle sein kann. Außerdem ist die Herstellung extrem umweltschonend. Man muss es allerdings vorsichtig waschen. Aber daran gewöhnt man sich, wenn man sowieso liebevoller mit seinen Dingen umgeht.“

Warum ist Dir vegane Kleidung besonders wichtig?

„Das ist mir bei allen Dingen wichtig. Da kann ich Kleidung schlichtweg nicht aussparen. Tatsächlich ist Kleidung aber speziell, wenn es sich um Leder handelt. Alte Lederschuhe gebe ich gerade weg (ich verschenke oder verkaufe sie). Eine Zeit lang habe ich sie noch getragen, aber mittlerweile sehe ich da nur die Haut eines Tieres. Und ich finde es gut, mir die Dinge genauso bewusst zu machen und nicht stumpf alles hinzunehmen. Speziell in diesem Fall ist es doch schön, wenn ein anderer die Schuhe zu würdigen weiß und auch noch nutzt.“

Ist Dein neuer Lebensstil mit Deinem Beruf vereinbar?

„Ich denke, es ist in allen Berufen schwierig, in denen man auf andere angewiesen ist. Für mich habe ich die Devise entwickelt: Ich fusche niemanden ins Handwerk. Es kommt nicht gut und ist auch etwas unprofessionell, wenn ich in der Maske die Pinsel verurteile oder am Catering einen Aufstand mache, weil es nur Plastikbecher gibt. Freunde macht man sich damit nicht. Ich bringe dann einfach meinen eigenen Becher mit oder schminke mich zu Hause ab. Das sind die Dinge, die ich in der Hand habe, ohne jemanden zu nerven. Wenn man sich dann gut versteht, kann ich auch mal ein eigenes Produkt in die Maske mitbringen oder es wird extra vegan für mich gekocht. Die Gespräche am Set landen aber eigentlich immer – ohne, dass ich es will – beim Thema Nachhaltigkeit und schwupps… habe ich wieder jemanden zum Nachdenken gebracht. Letztens habe ich eine vegane ‚Mett-Klappe‘ (vegane Variante eines Mettigels, nur eben in Form einer Filmklappe) ausgegeben. Ein bisschen Spaß muss sein und es kam gut an!

Es gab aber auch schon einen komplett ‚grünen‘ Tatort, da die Filmförderungen an nachhaltige Bedingungen geknüpft waren. Sehr spannend!“

Wie argumentierst Du mit einem Verfechter von Leder?

„ ‚Ich versteh die Frage nicht.‘ – Das ist die beste Antwort für jemanden, der mir eine Diskussion andrehen will. So etwas hasse ich. Jeder hat seine Meinung und gut ist. Es mag zwar das eine sein, Tiere zu töten, nur, um etwas zum Anziehen zu haben. Es ist aber etwas anderes, wenn Menschen und womöglich Kinder beim Gerben des Leders mit giftigen Chemikalien in Kontakt kommen. Dass auch Menschen darunter leiden, wissen die meisten nicht. Das beste Argument ist immer: Ich habe die Wahl.“

Was magst Du an LOVECO besonders?

„Euer Laden ist einfach was für’s Herz! Gemütlich, liebevoll eingerichtet, übersichtlich und Ihr vereint alle wichtigen Aspekte: vegane Mode, die fair und ökologisch hergestellt wird. Ich hab das Gefühl, Euch voll vertrauen zu können. So macht mir ‚Shoppen‘ seit langem wieder Spaß. Da freue ich mich immer doppelt, wenn ich beruflich mal wieder nach Berlin muss!“

Vielen Dank für’s Interview, liebe Stefanie! Wir freuen uns schon auf Deinen nächsten Besuch!

Stefanie Bock ist natürlich auch auf Facebook und Instagram. Schaut doch mal vorbei!

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